Was ist überhaupt ein Bandscheibenvorfall?
Im Laufe des Lebens kommt es innerhalb des Bandscheibengewebes zu regressiven Veränderungen (Rückbildungen), welche mit einer Abnahme des Wassergehaltes und damit auch des Turgors einhergehen. Dies bedeutet, dass die einzelnen Bandscheiben an Dicke verlieren. Dadurch kommt es häufig zu einem Stabilitätsverlust im Bewegungssegment. Nimmt im Alter gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit des Anulus fibrosus (also der Bandscheibenhülle) ab, so weicht das Gewebe des Nukleus pulposus (Gallertkern der Bandscheibe) unter Belastung zwangsläufig in Richtung der Schwachstellen aus. Es kommt zunächst zu Bandscheibenprotusionen (Verlagerungen). Reißt der Faserring des Anulus schließlich vollständig ein, entsteht durch den austretenden Gallertkern der Bandscheibenvorfall. Hierbei können die Spinalnerven an ihrer Austrittsstelle komprimiert werden. In der Regel kommt es dadurch zu ausstrahlenden Schmerzen und/oder zu Lähmungserscheinungen im zugeordneten Dermatom bzw. in der entsprechenden Muskulatur.
Was ist die richtige Therapie?
Bei einem bestehenden Bandscheibenvorfall ist ein operativer Eingriff nur in seltenen Fällen notwendig. Die Physiotherapie bietet ein breites Sprektrum an effektiven Behandlungsmöglichkeiten, um einen Bandscheibenvorfall erfolgreich zu therapieren.
Durch Wärmetherapie (z.B. Fango/Rotlicht) und Traktionsbehandlungen wird eine Schmerzreduktion und zusätzlich die Verringerung von Gelenkfunktionsstörungen herbeigeführt.
Manuelle Therapie führt zu einer Funktionsverbesserung und hilft Fehl- oder Überbelastungen der Wirbelsäule zu beseitigen. Somit kommt es zu einer Steigerung der Beweglichkeit.
Mit Hilfe von Krankengymnastik und gerätegestützter Übungstherapie wird das betroffene Segment stabilisiert und die zugehörige Muskulatur gekräftigt.
Wie können Sie einem Bandscheibenvorfall erfolgreich vorbeugen?
Die häufigsten Ursachen für eine Fehlbelastung der Wirbelsäule und somit insbesondere der Bandscheiben, sind Übergewicht, Bewegungsmangel, Fehlhaltung besonders bei schweren körperlichen Tätigkeiten, angeborene Bindegewebsschwäche und eine zu schwache Bauch- und Rückenmuskulatur.
Werden diese Ursachen frühzeitig erkannt, so kann physiotherapeutisch präventiv Einfluss auf den weiteren Verlauf genommen werden. Besonders wichtig ist dabei, dass sich durch eine oder mehrere der oben genannten Faktoren betroffene Personen einer persönlichen ärztlichen und physiotherapeutischen Beratung unterziehen und im Alltag aktiv auf diese Faktoren einwirken.
Durch eine Umstellung der eigenen Essgewohnheiten kann das Körpergewicht dauerhaft gesenkt werden. Ein intelligenter, eigens für Sie erstellter Ernährungsplan führt Sie zum Erfolg auch ohne übermäßigen Verzicht.
Regelmäßige sportliche Betätigung sorgt für eine gute Gelenkbeweglichkeit und ausgewogene Muskelspannung.
Ein spezifisches Übungsprogramm kann die stabilisierende Rückenmuskulatur kräftigen und sorgt für eine zuverlässige Sicherung der einzelnen Segmente der Wirbelsäule. Ein solches Programm kann in kurzer Zeit durch den Physiotherapeuten angeleitet werden.
Besonders wichtig ist die Umstellung möglicher alltäglicher Fehlbelastungen. Die richtige Sitzposition im Büro, die Entwicklung von Strategien um schädigende Bewegungen zu vermeiden und die richtige Ausgangsposition beim Heben schwerer Lasten können deutlich zur Vermeidung eines Bandscheibenvorfalls beitragen.
Das bewusste Wahrnehmen des eigenen Körpers spielt eine große Rolle in der Prävention. Missachten Sie nicht die Signale, die Ihnen Ihr Körper sendet, lange bevor es zu spät ist. Schreiten Sie frühzeitig zur Tat und entgehen Sie dem Bandscheibenvorfall aktiv!